Dienstag, 18. Dezember 2012

Der kleine Horrorladen: Weihnachten im KaDeWe

Die Addams Family reloaded:
Weihnachten im KaDeWe. (Foto: CS)
Es leuchtet. Es glänzt. Es ist eine Einladung. Das Kaufhaus des Westens verspricht "das größte Geschenk", nämlich Weihnachten im KaDeWe. Wer würde widerstehen, wenn diese Karstadt-Filiale sich anbietet, und auch noch als Geschenk? Zwar hat das Kaufhaus des Westens den Ruf eines Luxustempels, den nur die Reichen und Schönen besuchen (und die Reichen bezahlen immer). Aber im modernen Kapitalismus darf doch jeder sein Geld in jedem öffentlichen Geschäft ausgeben. Sollte man meinen. Schließlich ist das KaDeWe kein Club. Jeder darf rein, Mitgliedsausweise gibt es nicht.

Beliebtes Foto-Objekt: Weihnachtsmann (Foto: CS).
Und doch bekommt der Kunde den Eindruck, dass jeder Verkaufstag im KaDeWe eine geschlossene Veranstaltung für eingeladene Gäste ist. So homogen wohlhabend sind die Menschen, die hier einkaufen. Die Frage ist: Hat die Kaufhausleitung die Absicht, nur reiche Menschen einzuladen? Wenn ja, dann gelingt ihr das hervorragend, und es ist sogar erstaunlich, wie viel Reichtum sich gleichzeitig in einem siebenstöckigen Haus aufhalten kann.

Die 0,33-Liter-Flasche für 2,48 € (plus Pfand).
Billiger ist das Bier unter anderem hier.
Das allein muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass Kunden mit weniger Geld sich hier nicht wohlfühlen könnten. Schließlich ist das KaDeWe in der Tat offen für jeden, auch für jeden, der sich nicht direkt eingeladen fühlt. Aber hier beginnt das eigentliche Problem: Der Kunde in der billigen Jacke ist ein Ärgernis. Verkäufer ignorieren ihn meist, oder kanzeln ihn ab, oder lächeln süffisant. Sie stürzen sich lieber auf die nächstbeste vorbeischlendernde Barbour-Jacke. Beratung wird nicht angeboten, sondern gnädig erteilt. Und am Ende darf man sein Geld ausgeben, wenn man an der Reihe ist. Danke.

Im Eingangsbereich (Foto: CS).
Aristokratischer Gestus war schon in der Aristokratie erniedrigend. Im Kapitalismus wird er zur Beleidigung. Aber vielleicht rechnet sich dieses Verhalten am Ende doch wieder. Schließlich hat es zwei Dinge zur Folge. Kunden in billigen Jacken kaufen nicht mehr im KaDeWe ein, und nehmen dort keinen Platz mehr weg - Platz für Kaufkräftigere. Schließlich zeigt ein Weihnachtseinkauf im Kaufhaus des Westens mindestens dies: Es gibt genug Luxusmenschen. Sie können die sieben Geschosse des Kaufhauses alleine füllen. Erst mit ihnen wird das "große Geschenk" zum "großen Geschäft".



Christian Schepsmeier

5 Kommentare:

  1. Ich bin froh und dankbar darüber, dass wir in diesem unseren wunderschönen Land genügend und noch mehr kaufkräftige Menschen haben!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. definitiv. man sollte ihnen auch nicht den wenigen Platz zum Einkaufen nehmen, an dem sie ungestört und unter sich bleiben können.

      Löschen
  2. Gerne würde ich mich einen freien Tag lang auf eine Bank setzen (falls ich nicht rausgeschmissen werde) und den etwas besseren Menschen bei ihren Freuden zusehen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Du würdest nicht rausgeschmissen. So lange Du nicht störst, bist Du sicher willkommenes Publikum. Und auch sonst wäre es wohl eher Haus-Politik, Dich selbst drauf kommen zu lassen, dass Du Dich rausschmeißen solltest.

      Löschen