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Freitag, 8. Februar 2013

Das Auto zum Wochenende, Folge 21: Lamborghini Aventador

Es ist eine schnelllebige Zeit. Der VW Golf wurde 1974 eingeführt, mittlerweile gibt es bereits die siebte Generation. Doch während es das erste Modell noch auf immerhin neun Jahre Lebenszeit brachte, gab es den im letzten Jahr ausgelaufenen Golf VI nur vier läppische Jahre zu kaufen. Bei anderen Massenprodukten ist das nicht anders, wohl aber bei Lamborghini (hier zur offiziellen Homepage). Denn immer wenn es um deren Spitzenmodell mit V12-Motor geht, lassen sich die Italiener Zeit. Zeit zum Stylen, Zeit zum Entwickeln, Zeit zum Probieren.

Hing in den 70er und 80er Jahren als Poster in jedem
Kinderzimmer: Lamborghini Countach (Foto: NS) 
Mit dem Miura stellte Lamborghini 1966 den ersten echten Über-Sportwagen der Markengeschichte auf die Räder. Seinen Nachfolger, den noch berühmteren Countach, gab es von 1974 bis 1990. Er wurde durch etliche Weiterentwicklungen und Sondermodelle immer wieder aufgefrischt, Gleiches gilt für die späteren Diablo und Murciélago.


Der Diablo ist bis heute der berühmteste Lambo
(Foto: NS)

All diesen Modellen gemein ist ihr extrovertierter Charakter, das aggressive Äußere, aber auch die typisch italienische Problematik mit der Praxistauglichkeit: so breit, flach und eng, dazu noch Flügeltüren. Alles nur was für sportliche Neureiche oder den junggebliebenen, fitteren alten Herrn. Eine Besonderheit beim Countach: Ihn konnte man mangels Heckscheibe nur rückwärts einparken, indem man bei geöffneter Fahrer-Scherentür halb aus dem Wagen hing, um sich so einen Blick nach hinten zu verschaffen (Video). Ich habe mich immer gefragt, ob das bei Frauen wirklich so cool rüberkommt, wie ich es mir stets vorstellte. Vielleicht ja auch doch eher nerdig?

Dieser Lamborghini-Wahnsinn zeichnete die Fahrzeuge aus Sant'Agata Bolognese nahe Bologna bis zur Jahrtausendgrenze aus. 1998 übernahm Audi das Ruder und machte das, was viele noch heute nicht goutieren mögen: es machte bessere Autos. Der Murciélago und der kleinere Gallardo waren viel haltbarer und praktischer als die Monster aus der Vorzeit - VW/Audi-Ingenieuren sei dank. Dadurch mag ein Teil des Zaubers der Marke verlorengegangen sein. Man kann es aber auch anders sehen: endlich hielten Technik und Material, was die traumhafte Hülle versprach.

Muss man mal live erlebt haben: Aventador
(Fotos: NS)
Letztes Jahr kam dann der vorerst modernste, stärkste und schnellste Serien-Lamborghini aller Zeiten auf den Markt: der Aventador LP 700-4. Der Name setzt sich wie folgt zusammen: Aventador hieß ein berühmter, besonders tapferer Kampfstier -  eine lange Lamborghini-Tradition, denn mit wenigen Ausnahmen trägt jeder Lambo einen Namen aus der Stierkampfszene. So sind zum Beispiel Gallardo und Urraco Stierrassen, während der Modellname Espada das spanische Wort für den Degen ist, den der Matador verwendet. Um das Rätsel um die Namensgebung noch abschließend aufzuklären: LP bezeichnet die Einbauform des Motors (Longitudinale Posteriore = längs hinten), 700 steht für die Anzahl der Pferdestärken und die 4 für die angetriebenen Räder.

Perfekte Sportwagen-Silhouette
Bei aller Modernität des neuesten Modells bleibt aber auch festzuhalten: Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern hat sich Lamborghini dazu entschlossen, sich dem Trend zum Downsizing (was ist das?) zu entsagen und statt eines aufgeladenen Acht- oder Zehnzylinders mit weniger Hubraum weiterhin auf einen 6,5 Liter Zwölfender zu setzen. Damit bleibt diese Tradition zumindest noch für eine Modellgeneration aufrechterhalten. Und damit auch der seidenweiche Lauf und der unverwechselbare Sound.

Kurz: Nicht nur ist der Aventador der beste Lamborghini aller Zeiten, er gehört auch zu meinen persönlichen All Time Favorites. Hätte ich über 300.000 Euro zur Verfügung und dürfte mir davon nur ein einziges modernes Auto kaufen, so würde meine Wahl auf ihn fallen...


Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent



Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 20: Volvo 240
Das Auto zum Wochenende, Folge 18: Cadillac Escalade
Das Auto zum Wochenende, Folge 17: Ford Focus RS
Das Auto zum Wochenende, Folge 16: Smart Roadster
Das Auto zum Wochenende, Folge 15: McLaren MP4-12C
Das Auto zum Wochenende, Folge 14: Seat Exeo
Das Auto zum Wochenende, Folge 13: Porsche Panamera
Das Auto zum Wochenende, Folge 12: Pontiac Firebird
Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4





Freitag, 21. Dezember 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 15: McLaren MP4-12C

Kennt ihr das? Etwas ist absolut perfekt und trotzdem macht es euch nicht an? Etwas müsste euch objektiv den Atem rauben, aber subjektiv berührt es euch nicht im Geringsten? Mir geht es beim dieswöchigen Auto zum Wochenende so.
Ich bin überzeugt davon, dass man derzeit keinen besseren Supersportwagen käuflich erwerben kann. Wenn ich aber die aufgerufenen 200.000 Euro für ein Auto zur Verfügung hätte, würde ich mich für etwas Anderes entscheiden, etwas Schlechteres.


Formel 1 für die Straße: McLaren MP4-12C
(Foto: NS)


Der McLaren MP4-12C also. Da McLaren schon seit 1965 außerordentlich erfolgreich in der Formel 1 tätig ist, kann es auf modernste Technologien zurückgreifen, wie es kaum einem anderen Hersteller vergönnt ist. Der MP4-12C verkörpert das technisch Machbare. Die Fahrgastzelle ist eine Carbon MonoCell und das Fahrwerk wird unterstützt durch die sogenannte Proactive Chassis Control. Leider bin ich nicht dazu in der Lage, auf diese Dinge näher einzugehen, geschweige denn sie zu erklären. Das können sicher selbst die Besitzer nicht. Es sei denn, sie haben ihren Doktor im Ingenieurswesen gemacht.

McLaren hat in allen technisch relevanten Bereichen weder Kosten noch Mühen gescheut, um mit den besten, modernsten, hochwertigsten und stabilsten Ergebnissen aufwarten zu können. Jedes Teil, selbst jede Sicke in der Karosserie ist dazu da, das Fahrzeug so verwindungssteif wie möglich zu machen. Die Aerodynamik wollte man nicht dem Zufall überlassen - deshalb sieht das Auto so aus wie auf den Bildern zu sehen. Es wurde nicht nach ästhetischen Maßstäben designt, sondern rein pragmatisch aufgebaut - getreu dem Motto "Form follows function".

Mein Lieblingsbeispiel für McLarens Streben nach Perfektion aber sind die Maßnahmen zur Gewichtsersparnis. Als das Fahrzeug bereits fertig designt war, sollte das Gewicht noch einmal um weitere 5% gesenkt werden. Die beauftragten Wissenschaftler und Techniker kamen zu atemberaubenden Ergebnissen: So wurde die herkömmliche Batterie durch eine Lithium-Nanophosphat-Batterie ersetzt, wie sie auch im KERS-System in der Formel 1 verwendet wird. Und im elektrischen System wurden die Kupferleitungen durch solche aus Aluminium ausgetauscht. Diese und einige weitere Maßnahmen führten zu einer Gewichtsreduktion um immerhin 70kg, also einem Durchschnittsmenschen.


Die Farbe passt: rein und kühl. (Foto: NS)
 
 
"Jedes Auto, das wir bauen und jedes Produkt, das wir erschaffen, verkörpert unseren einzigartigen Charakter. Jede Weiterentwicklung bedeutet Fortschritt und einen weiteren Schritt auf dem Weg zur absoluten Perfektion."
 
 
 
 
Dieses Zitat stammt von der McLaren-Homepage und fasst wunderbar zusammen, was mir nicht gefällt. An jeder Ecke, in jedem Satz, auf jedem Foto wird deutlich, worum es bei dem Produkt gehen soll: Perfektion, Effizienz, die Realisation eines technischen Meisterwerks ohne jeden Makel. Auf der Homepage gibt es auch Bilder von der Fabrik, in der die Autos entwickelt und hergestellt werden. Alles hell und sauber - fast so, als holte sich hier niemand dreckige Finger. Und noch ein Eindruck: alles wirkt leise. Dabei geht es bei einem 625PS-Monster doch auch um rrrrooooaaaarrr und wooooosh, jedenfalls für mich.
 
Der Charakter eines Autos definiert sich über seine Schwächen, kleine Fehler, die es erst so richtig sympathisch machen. McLaren redet stattdessen auf seiner Internetpräsenz über CO2-Emissionen und Alltagstauglichkeit. So etwas will ich nicht wissen, wenn ich mich für einen Sportwagen entscheide. Der soll laut sein, unvernünftig und einfach nur schnell. Und nicht eine unaussprechliche Kombination von Buchstaben und Zahlen im Namen tragen, sondern Cobra, Viper oder Diablo heißen.
 
Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent
 
Siehe auch: