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Freitag, 7. Dezember 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 13: Porsche Panamera

"Es gibt ihn jetzt schon so lange, und trotzdem wird mir jedes Mal schlecht, wenn ich einen sehe."
 
Diesen Satz schnappte ich neulich beim Besuch einer Autoveranstaltung auf. Er stammt von einem mir unbekannten Mann, der mir auf der Stelle sympathisch war. Gegenstand des Zitates war der Porsche Panamera. Natürlich muss jeder selbst urteilen, aber ganz sicher werden mir viele zustimmen, wenn ich behaupte, dass es schon schönere Autos in der Porsche-Historie gab.

Nicht schön, aber gut: Porsche Panamera (Foto: NS)

Der Panamera ist - genau wie alle seiner Schwestermodelle - ein grandioses Auto. Perfekte Verarbeitung bis ins Detail, starke und effiziente Motoren, beeindruckende Fahrdynamik - da kommt die vornehmlich deutsche Konkurrenz von Mercedes und BMW kaum mit, und echte Hingucker sind deren Top-Limousinen freilich auch nicht.

Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum sich so viele Menschen eben für den Porsche und nicht für die zahlreichen Alternativen anderer Hersteller entscheiden. Denn: Den meisten Kunden kommt es in dieser Klasse auf Luxus und Komfort an - Qualifikationen, die Mercedes oder Audi eher mitbringen als der auf Sportlichkeit getrimmte Porsche. Legt man wiederum vermehrten Wert auf Härte, Fahrleistungen und Dynamik, was spricht dann gegen die wunderschönen Aston Martin Rapide und Maserati Quattroporte?

Mir scheint, Porsche will zu viel auf einmal. Eierlegende Wollmilchsäue. 911er mit Platz für 4. Natürlich müssen auch vermeintliche Nischenfabrikate umdenken und sich den Gepflogenheiten des Marktes anpassen. Nur tut es mir bei Porsche im Herzen weh.

Es gibt ihn als Benziner, Diesel und Hybrid.
Mit dem Boxster fing es an. Der kleine Bruder des legendären 911 band neue Kunden an die Marke. Mitt-40er, die sich keinen 911 leisten konnten, bekamen so die Gelegenheit, fast genauso viel Porsche für viel weniger Geld zu bekommen. Der Plan ging auf, der Boxster wurde schnell zu einem so großen Erfolg, dass man noch eine weitere Baureihe - das Coupé Cayman - nachschob. Mittlerweile gehörten Porsche-Modelle zum alltäglichen Straßenbild, die einstige Exclusivität war verlorengegangen.

So weit, so gut. Immerhin handelte es sich bei der Modellpalette ausschließlich um Sportwagen. Dann kam der Cayenne. Ein VW Touareg, den man auf 911-Optik gepimpt hatte. Ein Geländewagen - von Porsche! Und inzwischen gibt es nun also auch noch eine viertürige Limousine mit Dieselmotor - auch von Porsche! Hätte man das jemandem vor 20 Jahren nahebringen wollen, man wäre zurecht ausgelacht worden. Porsche ist erfolgreicher denn je - und so langweilig wie nie.

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4


Freitag, 9. November 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva

Bordcomputer? Nein. Tempomat? Fehlanzeige. Airbag? Niemals.
Wer auf jeglichen Komfort oder gar Luxus verzichten kann, der greift seit Jahrzehnten zum Lada Niva. Er ist leicht und kurz und hat 22 Zentimeter Bodenfreiheit. All dies macht ihn zu einem äußerst geländegängigen Burschen. Hinzu kommt sein robuster Vierzylinder-Benzinmotor mit aktuell 83 PS, der die rostanfällige Karosserie oftmals überlebt. Da es praktisch keine Sicherheitsausstattung im Niva gibt, dient der naturgemäß schwache Antritt (0-100 km/h theoretisch in 22 Sekunden, aber praktisch nie erreicht) als serienmäßiger Garant dafür, dass es zumindest nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit zu Unfällen kommt. Angebracht scheinen eher 80 km/h, alles darüber ist schon ob des erhöhten Lautstärkepegels kaum erträglich.


Lada Niva, dahinter der Klassiker Lada Samara
(Foto: NS)
 

Wenn man also mit den Ansprüchen an dieses Fahrzeug herangeht, die man an ein modernes Auto stellen würde, schreckt man schockiert zurück und sieht sich schnell woanders um. Man muss es stattdessen als das verstehen und respektieren, was es ist: Ein Oldtimer, dessen Produktionsstopp wohl irgendwie vergessen wurde. Um den Niva zu lieben, sollte man darüber hinaus selten auf öffentlichen Straßen und fast ausschließlich im rauen Gelände unterwegs sein. Bei Förstern ist er deshalb schon lange beliebt. So bietet der deutsche Importeur sogar einen Riffelblech- Hundetrittschutz und einen Gewehrhalter als aufpreispflichtige Extras an. Die starke Heizung zur Gewährleistung der Wintertauglichkeit ist hingegen schon im Preis inbegriffen. A propos Preis: Schon offiziell kostet so ein neuer alter Niva unter 10.000 Euro, mittlerweile gehört dafür immerhin ABS zum Serienumfang. Dieser für einen solch sympathisch-unverwüstlichen Geländewagen utopisch anmutende Tarif sorgt dafür, dass es stets billigen Nachschub aus Russland gibt. Bedeutet: Niva werden bis zum bitteren Ende gefahren und dann durch einen neuen ersetzt. Das ist auch der Grund, warum es heute so gut wie keine Modelle der ersten Stunde mehr gibt. Schon seit einigen Jahren könnten sehr frühe Fahrzeuge aus den 1970er Jahren hierzulande als Oldtimer angemeldet werden. Es gibt sie aber schlicht nicht. Stattdessen tummeln sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt hauptsächlich Niva ab den 1990er Jahren.

Denkt man ernsthaft darüber nach, so ist es erstaunlich, dass sich in Mitteleuropa ein Auto 30 Jahre nach seiner Vorstellung optisch wie technisch so gut wie unverändert noch als Neuwagen verkaufen lässt. Als neues Modell war der Niva damals recht modern mit seinen Scheibenbremsen vorn und der Einzelradaufhängung. Davor hatte Lada nie ein eigenes Produkt im Markenportfolio gehabt, sondern ausschließlich veraltete Fiat-Modelle, die man dezent modifiziert auf den russischen Markt warf.

Nagelneu und trotzdem lange veraltet: Lada Kalina
 Kombi (Foto: NS)
 
Besonders der liebenswerte Niva entwickelte sich im Laufe seiner Bauzeit zu einem populären Kultmobil. Er war z.B. auch für die DDR interessant, wenn auch nicht so leicht zu bekommen. Außer dem kleinen Offroad-Kraxler hat es kein Lada-Modell dauerhaft in die Herzen eines größeren Publikums geschafft. Auch nicht der kompakte Samara, das zweitbekannteste Automobil des russischen Herstellers. In Bielefeld gibt es einen der letzten übriggebliebenen Lada-Händler in Westdeutschland. Schlenderte ich nicht ab und an etwas wehmütig daran vorbei, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, ausgerechnet über diese Marke zu schreiben. Lada ist in Vergessenheit geraten, nur noch in Osteuropa lässt sich die altbacken anmutende Modellpalette (mit Ausnahme des Niva) noch an den Mann oder die furchtlose Frau bringen. Hierzulande ist die Billig-Konkurrenz aus Südkorea und China, aber im Speziellen auch von der Renault-Tochter Dacia aus Rumänien zu groß geworden. Diese Hersteller locken auch mit kleinen Preisen - im Gegensatz zu Lada aber nicht auf Kosten der Sicherheit.


Wie lange der wiederum konkurrenzlose Niva in seiner zeitlosen Form noch zu haben sein wird, steht in den Sternen. Hoffentlich bleibt er uns noch eine Weile erhalten. Die Fangemeinde ist jedenfalls groß genug: Waidmanns Heil!


Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4

Freitag, 28. September 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6


Es gibt Autos in allen Größen, allen Farben und für alle Geschmäcker: Vans für Familien, Kleinwagen für die City, Geländewagen fürs Grobe, Sportwagen für den Spaß, Cabrios für den Sommer, Kombis für den großen Einkauf, Luxuslimousinen für wohlhabende Menschen, die sich darin chauffieren lassen. Seit einiger Zeit aber verspüren die großen Automobilhersteller anscheinend das Bedürfnis, jede noch so kleine Nische mit neuen Modellen zu füllen, deren Sinn nicht auf den ersten Blick deutlich wird.
Pottwal auf vier Rädern (Foto: NS)
Ein bezeichnendes Beispiel für diesen Trend ist der BMW X6.  Er basiert auf dem riesigen SUV (Sport Utility Vehicle) X5, bietet aber weniger Raum und Platz und kostet einige Tausend Euro mehr. Die Begründung dafür ist laut BMW das coupéhafte Dach, das dem Wagen ein sportlicheres Profil geben soll und ihn so zum selbsternannten Sport Activity Vehicle (SAV) macht. Der große Nachteil: Durch die nach hinten hin stark abfallende Dachlinie bleibt den Insassen auf den Rücksitzen deutlich weniger Kopffreiheit. Große Menschen müssen sich in diesem Auto also den Rücken krumm machen. Hinzu kommt die schlechte Übersichtlichkeit durch die schmale Heckscheibe. Das macht den X6 wesentlich unpraktischer als, sagen wir, seinen Bruder X5. Und selbst dessen Daseinsberechtigung mag sich einigen Leuten nicht erschließen. In schweres Gelände kann man mit solchen Fahrzeugen nämlich keinesfalls vordringen - auch wenn sie so aussehen. Zwar haben diese Autos viel Bodenfreiheit und natürlich auch ein Allradsystem an Bord. Ehrliche und echte Geländetechnik gibt es aber nur bei der Mercedes G-Klasse und bei Land Rover sowie einigen Amerikanern. Wenn es aber einzig und allein um die Größe geht, könnte man in einem großen Kombi genauso viele Personen und ebenso viel Gepäck verstauen. So langsam gehen einem dann die Argumente für solche Autos aus. Sie sind schwerer (je nach Motorisierung bis zu 2,5 Tonnen Leergewicht), verbrauchen unverhältnismäßig viel und sind allein ob ihrer schieren Masse ein potenzielles Sicherheitsrisiko für alle anderen Verkehrsteilnehmer.


Soll ein Sportwagen sein: BMW X6 (Foto: NS)

Vielleicht geht es aber einigen Käufern auch um die hohe Sitzposition. Viele ältere Fahrer fühlen sich damit sicherer und schätzen die gute Übersichtlichkeit. Warum aber sieht man dann fast ausschließlich verhältnismäßig junge X6- Fahrer (viele davon weiblich) in deutschen Großstädten umherfahren, wo sie natürlich keinen Parkplatz finden, weil ihr Fahrzeug von den Maßen her nicht mehr viel mit einem modernen Automobil zu tun hat? Der X6 ist zwar das am wenigsten verkaufte BMW-Modell, trotzdem können sich die Verkaufszahlen sehen lassen, und das, obwohl die meisten Kunden sicher mehr als 80.000 Euro, einige sogar mehr als 140.000 Euro (für das Topmodell mit einigen Extras) gezahlt haben.
Da stellt sich mir und hoffentlich auch noch anderen doch die Frage: Wer macht so etwas? Angeber, die meinen, sich und anderen etwas beweisen zu müssen? Vielleicht aber auch Menschen, die so viel Geld zur Verfügung haben, dass sie damit einfach nicht mehr verantwortungsvoll umgehen können? Und nicht entscheiden können, welche Investition lohnenswert ist und welche einfach nur Überfluss? Leute, die uns durch ihren fahrlässigen Umgang mit Werten in die Wirtschaftskrise bugsiert haben? Jede weitere Äußerung würde zu weit führen, deshalb breche ich an dieser Stelle ab. Für’s nächste Mal vielleicht doch besser wieder ein cooles, sympathisches Auto zum Wochenende…

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent


Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4