Mittwoch, 31. Oktober 2012

Biotope, Folge 10: Der Spreewald bei Lübbenau

Gurke auf Fahrrad (Foto: Lienhard Schulz aus der
deutschsprachigen Wikipedia).
Die Gurke begegnet dem Reisenden an jeder Ecke. An Häuserwänden prangt sie großformatig und grinsend,  in Gaststätten künden Info-Prospekte von ihrer Qualität, und natürlich gibt es auch Läden und Verkaufsstände mit den echten essbaren Spreewaldgurken. Die Tourismus-Industrie rund um Lübben und Lübbenau schlachtet den Verkaufsschlager Gurke bis zum oft zitierten Geht-Nicht-Mehr aus.

Das sollte indes nicht dazu führen, dass der Blick abgelenkt wird von der tatsächlichen Schönheit des Spreewaldes. Für diese Folge der Reihe "Biotope" werfen wir einen Blick auf die Gegend nahe Lübbenau. Von Berlin Alexanderplatz fährt die Regionalbahn eine Stunde bis dorthin. Zu Fuß läuft der Reisende dann nochmal eine Viertelstunde, bis er im grünsten Wald steht.

Landschaft
Jungpflanze zieht Kraft aus verrottendem Holz (Foto: CS).
Der Spreewald ist geprägt von einer beeindruckenden Menge kleiner und mittelgroßer Wasserläufe, die allesamt mit der Spree verbunden sind. In einigen Bereichen spaltet der Fluss sich in mehrere Läufe auf, in anderen Teilen des Waldes wurden künstliche Nebenläufe oder auch Verbindungen eingerichtet. Wer bei Lübbenau durch den Spreewald wandert, läuft alle paar Meter über Brücken. Der Kanut fährt unter ihnen hindurch.

Tiere
Allem Anschein nach eine sehr junge Erdkröte
im Herbstlaub (Foto: CS).
Angesichts der Vielzahl an Wasserläufen und auch kleinen Stehgewässern ist es wenig erstaunlich, dass der Spreewald ein Paradies für Amphibien ist. Wanderer, pass auf! Vor Deinen Füßen könnte eine Kröte durchs Laub hüpfen. Im Spreewald soll es 150 Tier- und Pflanzenarten geben, die auf der roten Liste für gefährdete Arten stehen. Auch Biber wohnen hier. Besondere Eindrücke sind auch im Sommer zu erwarten, bei 830 Schmetterlingsarten.

Pflanzen und Pilze
Pilze (Foto: Anne).
Auch sie gibt es en masse. Besonders im Herbst sind diverse Pilzarten zu sehen - sie wachsen auf lebenden und toten Bäumen, oder gern auch auf dem Waldboden. Der Kenner mag schon während einer Wanderung durch den Wald an eine schmackhafte Pilzpfanne denken. Auch Pflanzen gibt es an jeder Ecke, vor allem Laubbäume wie Erlen. Nadelbäume werden selten gesichtet. Die Vegetation hat mehrere Effekte: Sie schränkt den Blick ein, sodass der Reisende nur bis zur nächsten Wegbiegung schauen kann. Sie dämpft aber auch jeden Schall, sodass eine Wanderung durch den Spreewald immer auch dies ist: leise.

Infrastruktur
Es ist auch möglich, auf Booten zu essen,
z.B. Gurken (Foto: CS).
Im April 1991 hat die UNESCO das Biosphärenreservat Spreewald anerkannt. Lübbenau liegt mittendrin. Südwestlich von Lübbenau verlaufen die Autobahnen 13 und 15. Nordöstlich liegt der Spreewald zum Glück in ziemlicher Ruhe. Wanderwege, Fahrradverleihstationen und Kanuvermieter erschließen das Gebiet allerdings wunderbar für Menschen, die kurzzeitig auf einen Motor verzichten können.

Christian Schepsmeier


Siehe auch:



4 Kommentare:

  1. Sehr coole Fotos, vor allem die Kröte. Dass Du so nah ran gekommen bist, ohne dass sie weghüpfte. Außerdem finde ich es äußerst interessant, dass es in einem Wald tatsächlich an jeder Ecke Pflanzen gibt. Der Spreewald scheint mir ein Faszinosum zu sein...

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  2. das krötenbild ist wirklich preisverdächtig!

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  3. Steht'n Pilz im Wald. Kommt ne Kröte und trinkt es aus. Nee warte...Pils..nochmal von vorne...ach egal.

    Bei den Temperaturen hüpfen Amphibien nur noch im Schneckentempo.

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  4. Die abgebildete Kröte hat sich ab dem Moment, als ich mich zu ihr hinabbeugte, überhaupt nicht mehr bewegt. Sie verfiel in eine fatale Starre, die ihr zum Verhängnis hätte werden können, aber in diesem Fall nur dazu führte, dass ich viel Zeit für die Aufnahme hatte.

    @Annonym: Der Spreewald ist tatsächlich ein Faszinosum. Ein weiteres interessantes Thema für den Blog wäre zum Beispiel der Ort Vetschau, in dem eine evangelische und eine katholische Kirche Wand an Wand gebaut worden sind.

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