Vorher - nachher. Das Helle ist bereits restauriert (Foto: CS). |
Der Werkzeugkoffer ist voll: Pinsel und Spachtel liegen darin, Hammer und Zollstock, Wattebäusche und Zahnarztbesteck. Mit diesen Utensilien arbeitet die Osnabrückerin Lena Wissing, studierte Restauratorin. Zurzeit steht der Koffer bei den Eltern im Keller, denn dort hat Lena ihre Werkstatt eingerichtet. Der Beutel mit der Watte ist noch offen – in den letzten Stunden hat Lena immer wieder kleine Fetzen davon um ein Holzstäbchen gewickelt, um Schmutz von einem alten Gemälde abzutragen. Daneben liegen ein Zahnarzt-Piekser und eine Pinzette, mit denen sie die Rückseite einer Leinwand bearbeitet hat. Hier unten im Keller wird viel gearbeitet, viel gefriemelt.
Die Lieblingswerkzeuge (Foto: CS). |
Friemelarbeit (Foto: CS). |
Lenas Fachgebiet ist die Pflege von Gemälden und sogenannten „gefassten Holzobjekten“. Gefasst ist ein Holzobjekt immer dann, wenn es von Farbe oder anderen Überzügen bedeckt ist: Altäre, Holzfiguren, aber auch manche Fachwerkbalken gehören dazu. Um solche Gegenstände zu pflegen und zu restaurieren, bedarf es vieler feiner Pinsel, genau dosierter Lösungsmittel und einer Menge Fingerspitzengefühl. „Für die meisten Leute ist diese Friemelei eine Zwangsarbeit“, sagt Lena, „und man wird auch nicht reich damit. Deswegen muss man die Arbeit mit alten Gegenständen wirklich lieben, also seine Passion zum Beruf machen.“ Außer Lena Wissing haben diese Passion deutschlandweit nur wenige tausend andere Menschen gewählt. Im Verband der Restauratoren sind rund 2.500 Mitglieder registriert, sagt Verbandssprecherin Gudrun von Schoenebeck.
Lösungsmittel (Foto: CS). |
Der Umgang mit den alten Gegenständen hat sich über die Zeit gewandelt, erzählt Lena: Während Gemälde und Figuren früher oft mit kräftigen Farben aufgehübscht wurden, will die Restaurierung das Altern eines Gegenstandes heute bewusst einfangen. Das restaurierte Gut soll seine Geschichte nicht verlieren.
Wenn zum Beispiel eine alte Altarbemalung restauriert wird, dann wird nicht einfach neuer Lack aufgezogen. Wo die alte Farbe sich wölbt, da wird sie vielmehr behutsam wieder angeklebt. Der Clou ist dabei der Kleber. Er wird aus der sogenannten Hausenblase gewonnen, das heißt: aus der Schwimmblase eines Störs. Diese Blase wird in warmem Wasser aufgelöst, wodurch eine Art organischer Klebstoff entsteht, Fischleim genannt. Dieser ist deswegen so beliebt, weil er ähnlich viel Eiweiß enthält wie die Bindemittel in alten Farben, die zum Teil aus Eiern gemacht wurden. Der Kleber soll so zum organischen Teil des Ganzen werden.
Den Leim aus der Hausenblase erwärmt Lena mit einem Babyflaschenwärmer (rechts im Bild), wenn sie außer Haus arbeitet (Foto: CS). |
Die Arbeitswelt, Folge 1: Australische Waren in Osnabrück
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Interresant geschrieben so mein erster Eindruck. :-)
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