Hersteller des Wartburg war der Industrieverband Fahrzeugbau (kurz IFA), gebaut wurde er im VEB Automobilwerk Eisenach. Hier wurden vor dem zweiten Weltkrieg noch BMW montiert, danach wurde das Werk verstaatlicht und in einen Volkseigenen Betrieb überführt. 1956 begann dann die Produktion des ersten Wartburg-Modells 311. Zwar wurde die Fabrik 1991 geschlossen, doch die Neuröffnung eines Opel-Werkes sorgte dafür, dass das thüringische Eisenach ein wichtiger Automobilstandort in Deutschland bleiben sollte.
Selten: Wartburg 353, hier als Pick-Up (Foto: NS) |
Es gibt schon interessante Anekdoten zum Export von Wartburg-Autos. So gingen 1960 etwa 1200 Exemplare in die USA (!), wo es sogar Anzeigen und Inserate im Playboy gab. Schon überraschend, dass es auch in nicht-sozialistischen West-Staaten ein solches Interesse an einem eher mittelmäßigen DDR-Kleinwagen gab, und das eben sogar im kapitalistischen Amerika, in dem es zu der Zeit ein Wettrüsten der Big Three (Ford, General Motors, Chrysler) um das größte Auto mit dem stärksten Motor gab.
Im weiteren Verlauf der 60er Jahre, spätestens aber in den 70ern verstummten indes die Rufe und Wünsche ausländischer Kunden nach automobilen DDR-Produkten. Zu veraltet war mittlerweile die Technik, 2-Takter konnte im Westen mittlerweile niemand mehr hören (wer kennt es nicht, das typische Trabi-Knattern), geschweige denn sehen (auch die charakteristische blaue Auspufffahne wird einigen noch ein Begriff sein). Zwar hatte es immer wieder Bemühungen seitens der Techniker gegeben, auf Viertaktmotoren aufzurüsten, doch diese "hochtrabenden" Träume wurden von der DDR-Obrigkeit verboten.
Vermutlich ein Eigenbau auf Kombibasis, ganz sicher aber ist der Name der Farbe: ahorngelb! |
Heute noch einen Wartburg anzutreffen, ist ein seltenes Vergnügen. In den neuen Bundesländern fahren sicher noch einige umher, in den alten sind derweil Sammler und Masochisten die einzigen, die sich ein solches Gefährt im Alltag antun. Sollte euch beim Lesen wider Erwarten doch Vorfreude auf einen solchen Dinosaurier hochgekommen sein, so bleibt zu erwähnen, dass sich auch die letzen privaten Teilelager aus DDR-Beständen so langsam leeren und Reparaturen somit auf Dauer kostspielig und zeitaufwändig werden könnten. Schlechte, abgerockte Autos gibt es in großen Mengen und schon für ein paar hundert Euro, gute hingegen befinden sich in Liebhaberhänden und sind nur selten am Markt zu finden. Seltenere Karosserievarianten wie der Kombi (oder in DDR-Sprache: Vollheckauto) namens Tourist können so auch gut und gerne 7-8.000 Euro kosten. Wie gesagt, wohl nur etwas für Masochisten...
Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent
Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 21: Lamborghini Aventador
Das Auto zum Wochenende, Folge 20: Volvo 240
Das Auto zum Wochenende, Folge 19: Opel Admiral
Das Auto zum Wochenende, Folge 18: Cadillac Escalade
Das Auto zum Wochenende, Folge 17: Ford Focus RS
Das Auto zum Wochenende, Folge 16: Smart Roadster
Das Auto zum Wochenende, Folge 15: McLaren MP4-12C
Das Auto zum Wochenende, Folge 14: Seat Exeo
Das Auto zum Wochenende, Folge 13: Porsche Panamera
Das Auto zum Wochenende, Folge 12: Pontiac Firebird
Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4
Und die Wartburg steht seit tausend Jahren und wartet, wartet worauf?
AntwortenLöschenWir wissen's doch nicht,
woher sollen wir's auch wissen?
Steht ja nicht drauf...
Wirklich eine schräge Pick Up Variante!
Zudem erübrigt sich die Aufforderung: "Gänsefleisch ma den Kofferraum uffmachen?"
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