Sonntag, 23. Dezember 2012

Freitag, 21. Dezember 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 15: McLaren MP4-12C

Kennt ihr das? Etwas ist absolut perfekt und trotzdem macht es euch nicht an? Etwas müsste euch objektiv den Atem rauben, aber subjektiv berührt es euch nicht im Geringsten? Mir geht es beim dieswöchigen Auto zum Wochenende so.
Ich bin überzeugt davon, dass man derzeit keinen besseren Supersportwagen käuflich erwerben kann. Wenn ich aber die aufgerufenen 200.000 Euro für ein Auto zur Verfügung hätte, würde ich mich für etwas Anderes entscheiden, etwas Schlechteres.


Formel 1 für die Straße: McLaren MP4-12C
(Foto: NS)


Der McLaren MP4-12C also. Da McLaren schon seit 1965 außerordentlich erfolgreich in der Formel 1 tätig ist, kann es auf modernste Technologien zurückgreifen, wie es kaum einem anderen Hersteller vergönnt ist. Der MP4-12C verkörpert das technisch Machbare. Die Fahrgastzelle ist eine Carbon MonoCell und das Fahrwerk wird unterstützt durch die sogenannte Proactive Chassis Control. Leider bin ich nicht dazu in der Lage, auf diese Dinge näher einzugehen, geschweige denn sie zu erklären. Das können sicher selbst die Besitzer nicht. Es sei denn, sie haben ihren Doktor im Ingenieurswesen gemacht.

McLaren hat in allen technisch relevanten Bereichen weder Kosten noch Mühen gescheut, um mit den besten, modernsten, hochwertigsten und stabilsten Ergebnissen aufwarten zu können. Jedes Teil, selbst jede Sicke in der Karosserie ist dazu da, das Fahrzeug so verwindungssteif wie möglich zu machen. Die Aerodynamik wollte man nicht dem Zufall überlassen - deshalb sieht das Auto so aus wie auf den Bildern zu sehen. Es wurde nicht nach ästhetischen Maßstäben designt, sondern rein pragmatisch aufgebaut - getreu dem Motto "Form follows function".

Mein Lieblingsbeispiel für McLarens Streben nach Perfektion aber sind die Maßnahmen zur Gewichtsersparnis. Als das Fahrzeug bereits fertig designt war, sollte das Gewicht noch einmal um weitere 5% gesenkt werden. Die beauftragten Wissenschaftler und Techniker kamen zu atemberaubenden Ergebnissen: So wurde die herkömmliche Batterie durch eine Lithium-Nanophosphat-Batterie ersetzt, wie sie auch im KERS-System in der Formel 1 verwendet wird. Und im elektrischen System wurden die Kupferleitungen durch solche aus Aluminium ausgetauscht. Diese und einige weitere Maßnahmen führten zu einer Gewichtsreduktion um immerhin 70kg, also einem Durchschnittsmenschen.


Die Farbe passt: rein und kühl. (Foto: NS)
 
 
"Jedes Auto, das wir bauen und jedes Produkt, das wir erschaffen, verkörpert unseren einzigartigen Charakter. Jede Weiterentwicklung bedeutet Fortschritt und einen weiteren Schritt auf dem Weg zur absoluten Perfektion."
 
 
 
 
Dieses Zitat stammt von der McLaren-Homepage und fasst wunderbar zusammen, was mir nicht gefällt. An jeder Ecke, in jedem Satz, auf jedem Foto wird deutlich, worum es bei dem Produkt gehen soll: Perfektion, Effizienz, die Realisation eines technischen Meisterwerks ohne jeden Makel. Auf der Homepage gibt es auch Bilder von der Fabrik, in der die Autos entwickelt und hergestellt werden. Alles hell und sauber - fast so, als holte sich hier niemand dreckige Finger. Und noch ein Eindruck: alles wirkt leise. Dabei geht es bei einem 625PS-Monster doch auch um rrrrooooaaaarrr und wooooosh, jedenfalls für mich.
 
Der Charakter eines Autos definiert sich über seine Schwächen, kleine Fehler, die es erst so richtig sympathisch machen. McLaren redet stattdessen auf seiner Internetpräsenz über CO2-Emissionen und Alltagstauglichkeit. So etwas will ich nicht wissen, wenn ich mich für einen Sportwagen entscheide. Der soll laut sein, unvernünftig und einfach nur schnell. Und nicht eine unaussprechliche Kombination von Buchstaben und Zahlen im Namen tragen, sondern Cobra, Viper oder Diablo heißen.
 
Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent
 
Siehe auch:
 


Donnerstag, 20. Dezember 2012

Der Weltuntergang im Fernsehen

Die letzten Tage sind gezählt, die letzten Blogeinträge geschrieben, die Friteusen auf Standby....nur ein nimmermüder Hammerwerfer dreht sich noch im Kreis.

Morgen geht die Welt unter.

Nun mag man einwenden, dass diese alle paar Wochen untergeht, je nach Berechnung und Weltanschauung und dass es nur ein Zufall war, dass ausgerechnet der morgige Weltuntergang einen gewissen Kultstatus erreicht hat.

Dennoch verwundert es doch, dass das Spektakel an seinem Ehrentag vom deutschen Fernsehen weitestgehend ignoriert wird.
Kein Konzert zur Apokalypse mit André Rieu im Zweiten, keine jugendliche Untergangsshow mit Joko & Klaas auf Pro7, keine Sendung mit den 10 besten Weltuntergängen auf dem NDR, kommentiert von ausgewählten C-Promis des Nordens.....nix!
Stattdessen "Der kleine Lord", "Die Traumhochzeit", oder "Ein Fall für zwei".  
Was ist denn hier los?
Einzig "Abenteuer Forschung"( ...ausgerechnet eine Wissenschaftssendung ) und ein paar trockene Dokus auf arte widmen sich dem Ereignis. So geht's doch nun wirklich nicht.

Da wurde über ein Jahr lang an einer Pointe gebastelt, und nun, wo das perfekte Timing vor der Tür steht, da lässt man sie links liegen.

Schauen wir in das dänische TV-Programm von Morgen:

Hier bietet DR2 (das zweite Programm von Danmarks Radio, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Dänemark) gleich einen ganzen Thementag.
Von 11:20 bis 17:00 Uhr kommt eine siebenteilige Reihe zum Thema Bedrohungen der Erde. Danach startet ein warm-up zum Weltuntergang mit Top 10 Katastrophen, danach werden in "Vor dem Untergang - Live aus DRs Konzerthaus" Gäste auf dem roten Teppich empfangen, die zusammen über Untergangsvorstellungen in der Kunst und Populärkultur sprechen. Um 20:00 Uhr dann die Show "Live vom Weltuntergang" mit Musik und Talk, die bis zum Untergang um 22:18:13 Uhr dauert (sicher mit Countdown und hoffentlich mit einem spontanen Auftritt des großen, heiligen Propheten Zarquon), und nur von der Kochsendung "Die Gebrüder Price servieren die letzte Mahlzeit" unterbrochen wird.

Bei allen Sendungen im Anschluss wird von Danmarks Radio darauf hingewiesen, dass diese im Falle eines Untergangs entfallen.

Wennschon, dennschon, hat man sich hier gedacht.

Nicht einmal dem schwarzhumorigen Briten bietet die BBC ein solches Begleitprogramm.
Vielleicht sind aber auch einfach zu viele der Meinung, dass Weltuntergänge zu kommerziell geworden sind.


Thomas Trilken, Dänemark-
Korrespondent

Dienstag, 18. Dezember 2012

Der kleine Horrorladen: Weihnachten im KaDeWe

Die Addams Family reloaded:
Weihnachten im KaDeWe. (Foto: CS)
Es leuchtet. Es glänzt. Es ist eine Einladung. Das Kaufhaus des Westens verspricht "das größte Geschenk", nämlich Weihnachten im KaDeWe. Wer würde widerstehen, wenn diese Karstadt-Filiale sich anbietet, und auch noch als Geschenk? Zwar hat das Kaufhaus des Westens den Ruf eines Luxustempels, den nur die Reichen und Schönen besuchen (und die Reichen bezahlen immer). Aber im modernen Kapitalismus darf doch jeder sein Geld in jedem öffentlichen Geschäft ausgeben. Sollte man meinen. Schließlich ist das KaDeWe kein Club. Jeder darf rein, Mitgliedsausweise gibt es nicht.

Beliebtes Foto-Objekt: Weihnachtsmann (Foto: CS).
Und doch bekommt der Kunde den Eindruck, dass jeder Verkaufstag im KaDeWe eine geschlossene Veranstaltung für eingeladene Gäste ist. So homogen wohlhabend sind die Menschen, die hier einkaufen. Die Frage ist: Hat die Kaufhausleitung die Absicht, nur reiche Menschen einzuladen? Wenn ja, dann gelingt ihr das hervorragend, und es ist sogar erstaunlich, wie viel Reichtum sich gleichzeitig in einem siebenstöckigen Haus aufhalten kann.

Die 0,33-Liter-Flasche für 2,48 € (plus Pfand).
Billiger ist das Bier unter anderem hier.
Das allein muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass Kunden mit weniger Geld sich hier nicht wohlfühlen könnten. Schließlich ist das KaDeWe in der Tat offen für jeden, auch für jeden, der sich nicht direkt eingeladen fühlt. Aber hier beginnt das eigentliche Problem: Der Kunde in der billigen Jacke ist ein Ärgernis. Verkäufer ignorieren ihn meist, oder kanzeln ihn ab, oder lächeln süffisant. Sie stürzen sich lieber auf die nächstbeste vorbeischlendernde Barbour-Jacke. Beratung wird nicht angeboten, sondern gnädig erteilt. Und am Ende darf man sein Geld ausgeben, wenn man an der Reihe ist. Danke.

Im Eingangsbereich (Foto: CS).
Aristokratischer Gestus war schon in der Aristokratie erniedrigend. Im Kapitalismus wird er zur Beleidigung. Aber vielleicht rechnet sich dieses Verhalten am Ende doch wieder. Schließlich hat es zwei Dinge zur Folge. Kunden in billigen Jacken kaufen nicht mehr im KaDeWe ein, und nehmen dort keinen Platz mehr weg - Platz für Kaufkräftigere. Schließlich zeigt ein Weihnachtseinkauf im Kaufhaus des Westens mindestens dies: Es gibt genug Luxusmenschen. Sie können die sieben Geschosse des Kaufhauses alleine füllen. Erst mit ihnen wird das "große Geschenk" zum "großen Geschäft".



Christian Schepsmeier

Freitag, 14. Dezember 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 14: Seat Exeo

Ein guter Kompromiss oder weder Fisch noch Fleisch? Wenn ein Autohersteller aus Kostengründen Zugeständnisse macht, kommt oftmals nicht das bestmögliche Ergebnis dabei heraus. Beispiel: Seit drei Jahren gibt es den Seat Exeo auf Basis des alten, bis 2008 produzierten Audi A4. Eine kleine "Kaufberatung".


Für Laien nicht vom alten Audi A4 zu unterscheiden:
Seat Exeo ST (Foto: NS)
Besitzer des Exeo (vom lat. exire: "ich gehe hinaus") werden folgendermaßen argumentieren: Ein neues Auto auf Basis eines guten Audi-Auslaufmodells kann so schlecht nicht sein. Karosserie und Technik wurden komplett vom A4 übernommen, die hervorragenden VW-TDi inbegriffen. Dazu leichte optische Retuschen an Front und Heck und fertig ist das edelste Seat-Produkt aller Zeiten. Neu ist diese Herangehensweise für die spanische Volkswagen-Tochter nicht. Der Arosa war ein VW Lupo, der Léon ist prinzipiell ein Golf und der Ibiza war unter der eigenständigen Haut schon immer ein Polo. So gesehen ist die Abstammung von einem Audi quasi ein Fortschritt. Womöglich ist der Exeo der bislang beste Seat der Geschichte. Und er kommt deutlich preisgünstiger daher als sein Technik-Spender.

Die Kritiker hingegen hatten schon vor der Markteinführung 2009 ihr Urteil gefällt. Der alte Audi A4 war 2008 durch einen Nachfolger ersetzt worden, weil er nicht mehr voll auf der Höhe der Zeit war. Man konnte nichts ernsthaft an ihm aussetzen, aber nach all den Produktionsjahren war er selbstverständlich nicht mehr taufrisch. Und somit war es der Seat Exeo schon zum Verkaufsstart nicht mehr. Zwar wurde die Karosserie geringfügig modifiziert, aber viele Menschen werden die Unterschiede zum alten Audi nicht einmal bemerken. In wenigen Wochen geht der Exeo in sein fünftes Produktionsjahr. Wenn man bedenkt, was unter der zeitlosen, aber auch recht langweiligen Hülle steckt, ist das bemerkenswert.



 
Der Exeo hat einen kleineren Kofferaum als die
meisten seiner Konkurrenten.
Ich persönlich kann beide Seiten verstehen. Das größte Problem des Exeo ist aber wie so oft die Konkurrenz aus dem eigenen Stall. Auch bei Skoda gibt es günstige VW-Technik und mit dem Octavia auch ein Modell, das bereits viele Jahre auf dem Buckel hat. Qualitativ kann man ihn vielleicht nicht mit dem Seat vergleichen, aber er ist so viel günstiger und praktischer, dass der Aufpreis zum Spanier zu hoch erscheint. Und zum Preis des Exeo gibt es bereits den großen Skoda Superb, der als Kombi nicht nur einer der Größten seiner Klasse ist, sondern auch ein viel besseres Preis-Leistungsverhältnis bietet.

Was ist der Seat Exeo also nun - Fleisch, Fisch oder doch nur ein schwacher Kompromiss? Entscheidet selbst. Ich vermag es nicht abschließend zu beurteilen.

Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent

Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 13: Porsche Panamera
Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4

Sonntag, 9. Dezember 2012

Das Sonntagsfoto, Folge 18: Prophezeiung

"Erst wenn der letzte kapitalist an den gedärmen des letzten Bürokraten aufgehangen wurde,
werden wir wissen was Freiheit ist." Gesehen in der Leinestraße in Neukölln. (Foto: CS)

Freitag, 7. Dezember 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 13: Porsche Panamera

"Es gibt ihn jetzt schon so lange, und trotzdem wird mir jedes Mal schlecht, wenn ich einen sehe."
 
Diesen Satz schnappte ich neulich beim Besuch einer Autoveranstaltung auf. Er stammt von einem mir unbekannten Mann, der mir auf der Stelle sympathisch war. Gegenstand des Zitates war der Porsche Panamera. Natürlich muss jeder selbst urteilen, aber ganz sicher werden mir viele zustimmen, wenn ich behaupte, dass es schon schönere Autos in der Porsche-Historie gab.

Nicht schön, aber gut: Porsche Panamera (Foto: NS)

Der Panamera ist - genau wie alle seiner Schwestermodelle - ein grandioses Auto. Perfekte Verarbeitung bis ins Detail, starke und effiziente Motoren, beeindruckende Fahrdynamik - da kommt die vornehmlich deutsche Konkurrenz von Mercedes und BMW kaum mit, und echte Hingucker sind deren Top-Limousinen freilich auch nicht.

Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum sich so viele Menschen eben für den Porsche und nicht für die zahlreichen Alternativen anderer Hersteller entscheiden. Denn: Den meisten Kunden kommt es in dieser Klasse auf Luxus und Komfort an - Qualifikationen, die Mercedes oder Audi eher mitbringen als der auf Sportlichkeit getrimmte Porsche. Legt man wiederum vermehrten Wert auf Härte, Fahrleistungen und Dynamik, was spricht dann gegen die wunderschönen Aston Martin Rapide und Maserati Quattroporte?

Mir scheint, Porsche will zu viel auf einmal. Eierlegende Wollmilchsäue. 911er mit Platz für 4. Natürlich müssen auch vermeintliche Nischenfabrikate umdenken und sich den Gepflogenheiten des Marktes anpassen. Nur tut es mir bei Porsche im Herzen weh.

Es gibt ihn als Benziner, Diesel und Hybrid.
Mit dem Boxster fing es an. Der kleine Bruder des legendären 911 band neue Kunden an die Marke. Mitt-40er, die sich keinen 911 leisten konnten, bekamen so die Gelegenheit, fast genauso viel Porsche für viel weniger Geld zu bekommen. Der Plan ging auf, der Boxster wurde schnell zu einem so großen Erfolg, dass man noch eine weitere Baureihe - das Coupé Cayman - nachschob. Mittlerweile gehörten Porsche-Modelle zum alltäglichen Straßenbild, die einstige Exclusivität war verlorengegangen.

So weit, so gut. Immerhin handelte es sich bei der Modellpalette ausschließlich um Sportwagen. Dann kam der Cayenne. Ein VW Touareg, den man auf 911-Optik gepimpt hatte. Ein Geländewagen - von Porsche! Und inzwischen gibt es nun also auch noch eine viertürige Limousine mit Dieselmotor - auch von Porsche! Hätte man das jemandem vor 20 Jahren nahebringen wollen, man wäre zurecht ausgelacht worden. Porsche ist erfolgreicher denn je - und so langweilig wie nie.

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4


Freitag, 30. November 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 12: Pontiac Firebird

Dritte Firebird-Generation mit Klappscheinwerfern
(Foto: NS)
Es gibt Entwicklungen, die können nur aus den Vereinigten Staaten kommen. Pony-Cars gehören zweifelsohne dazu. Pony-Cars (benannt nach dem "Pony" schlechthin - dem Ford Mustang) sind Autos mit simpelster Technik, viel Power und noch mehr Sound. Und das wiederum ist der Prototyp des automobilen Amerika. Dort können Menschen mit Begriffen wie "Kurve" oder "Kehre" nichts anfangen. Autofahren bedeutet zunächst einmal geradeaus auf Highways, Autorennen werden selten auf Rennstrecken wie in Europa ausgetragen, sondern meist entweder im monotonen Oval oder auf der sogenannten Quarter Mile (Viertelmeile). Da hierfür prinzipiell nur eine hohe Motorleistung nötig ist, waren Pony-Cars - oder Muscle Cars, wie sie später aufgrund des Wettstreits um immer mehr PS genannt wurden - sehr günstig. Billiges Plastik im Innenraum und der Verzicht auf eine Einzelradaufhängung machten es möglich.

Das Auto zum Wochenende ist einer der bekanntesten Vertreter seiner Gattung, trotzdem gerät er zuweilen in Vergessenheit. Das liegt daran, dass viele andere Modelle der Konkurrenz vor einigen Jahren neu aufgelegt wurden. Den Anfang machte - wie schon in den 1960er Jahren - der Ford Mustang. Dodge Challenger und Chevrolet Camaro folgten. Der Firebird hingegen hatte keine Chance auf Wiederbelebung, denn sein Hersteller Pontiac fiel 2010 endgültig der amerikanischen Autowirtschaftskrise bzw. dem respektlosen Umgang seiner Konzernmutter General Motors mit altehrwürdigen, verdienten Namen zum Opfer.

Der Firebird mit großer Heckscheibe und
verglastem Targa-Dach
Die auf den Bildern gezeigte dritte Modellgeneration ist ein Kind der 1980er Jahre. In dieser Zeit gab es erstmals das Topmodell Trans Am, das als K.I.T.T. David Hasselhoff in Knight Rider so manches Mal das Leben rettete und sich zwischenzeitlich sogar als guter und zuverlässiger Freund entpuppte. Wer so etwas auch sucht, kann sogar in Deutschland fündig werden. Es gibt auf mobile.de sogar Angebote unter 5.000 Euro. Dafür bekommt man seinen Trans Am eventuell in schwarz, ganz sicher aber ohne rotes Leuchtenband und eingebauten Freund für's Leben.

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4

Dienstag, 27. November 2012

Der Mittelweg - eine echte Alternative

Manchmal die beste Alternative:
Der Mittelweg (Foto: CS).
Es gibt Augenblicke, in denen muss man sich entscheiden: In welche Richtung will ich gehen? Wende ich mich in die eine Richtung, entscheide ich mich zugleich gegen die andere. In solchen Momenten - die wochen- und monatelang währen können - empfiehlt es sich bisweilen, statt der einen oder der anderen Richtung den beliebten Mittelweg einzuschlagen. Aber wie sieht es dort eigentlich aus?

Ost-Ende: Die Karl-Marx-Straße ist nicht mehr weit.

Der Mittelweg ist ein Straßenzug im Berliner Stadtteil Neukölln. Er liegt ziemlich in der Mitte, und ist auch nur so mittelbekannt. Er führt im Westen fast - aber nicht ganz -  zur vielbefahrenen Hermannstraße, und im Osten fast - aber nicht ganz - zur vielbefahrenen Karl-Marx-Straße. Zur Hermannstraße hin wird er eng und trägt Kopfsteinpflaster, zur Karl-Marx-Straße hin wird er breit und asphaltiert. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt er seinen Namen - wegen seiner Lage.

Sie finden jede Nische: kreative Menschen.
Der Mittelweg ist eine erfreuliche Alternative zu allen Extremen: Autos fahren hier nur gelegentlich, aber ganz ausgestorben ist die Gegend auch nicht. Neukölln-typisch macht die Straße einen leicht heruntergekommenen Eindruck, und trotzdem haben sich selbst hier schon erste Hipster niedergelassen. Die Straße hat einen schwer fassbaren Charakter, sie lässt sich nicht leicht kategorisieren, kurzum: ein echter Mittelweg.

Der Wasserturm am Mittelweg.
Als Ausflugsziel ist der Weg zwischen den Extremen in jedem Fall zu empfehlen. Wer ihn von der Karl-Marx-Straße Richtung Hermannstraße durchläuft, kommt an einem Gebrauchtwagenhändler vorbei, durchquert einen Park, sieht eine Schule, blickt nach links auf einen Friedhof, nach rechts auf Wohnblocks, und stößt am Ende auf den schönen Wasserturm aus dem Jahr 1894. Was will man mehr?

Christian Schepsmeier




Sonntag, 25. November 2012

Freitag, 23. November 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60

Audi im Jahr 2012 - das steht für Luxus, Qualität und Premiumanspruch. Das Image ist so gut wie bei kaum einem anderen Hersteller weltweit und die Kunden rennen den Händlern die Türen ein. Es gibt ein Rekordergebnis nach dem anderen.Was den heutigen Audi-Fahrern als selbstverständlich erscheinen mag, ist streng genommen eine recht junge Entwicklung.

Meilenstein der Audi-Geschichte: Der F103 (Foto: NS)
Die Erfolgsgeschichte begann, wie so oft im Volkswagen-Konzern, bei und mit Ferdinand Piech. Unter seiner Führung entwickelte Audi in den 1980er Jahren den mittlerweile legendären Quattro-Allradantrieb, der zunächst im Rallyesport durch die Erfolge von Walter Röhrl für Aufsehen sorgte und kurze Zeit später auch in den Straßenfahrzeugen verbaut wurde. Zunächst im Urquattro, später auch in den stärkeren Varianten der Modelle 80 und 100. Auch, wenn es vorher schon wenige Allradautos auf dem Markt gegeben hatte und andere Hersteller heute ähnlich gute Systeme verbauen, war es nun einmal Audi, das den ersten großen Schritt getan hat. Mit enormem Werbeaufwand (Video: die erste große Quattro-Werbung) vermarktete die Ingolstädter Marke diese technische Neuheit und verschaffte sich damit einen Imagegewinn, von dem sie noch heute zehren kann. Mit Piech als Vorstandsvorsitzendem kam darüber hinaus auch recht bald danach der Audi 100 mit dem ersten deutschen Dieseldirekteinspritzmotor TDI heraus, der deutlich zur weiteren Verbreitung von Dieseln in PKW beitrug.

Aber nun zurück in die Zeit, in der es um Audi noch nicht so gut bestellt war. 1910 in Zwickau gegründet, kam es zwischen den Weltkriegen zum Zusammenschluss mit DKW, Wanderer und der Luxusmarke Horch zur Auto Union. Die vier Ringe (stellvertretend für die vier Konzernmarken) im Kühlergrill aller Audi zeugen übrigens noch heute von dieser Zeit. Recht bald danach verschwand der Name Audi von der Autobühne und wurde erst 1968 von Volkswagen reaktiviert. Und zwar vom heutigen Auto der Woche.

Standesgemäß mit Wackeldackel auf der Hutablage (Foto: NS)
Zunächst hieß die intern F103 genannte Baureihe ganz schlicht nur Audi. Als dann aber die Modellvielfalt größer wurde, beschloss man, die Fahrzeuge nach ihrer Motorleistung 60, 72, 75 und Super 90 zu nennen. Beim Fahrzeug auf den Bildern handelt es sich um die mittlere Variante 75L, wobei das L für "Luxus" stand.
Im Gegensatz zum Vorgänger DKW F102 wurden moderne Viertaktmotoren verbaut. Diese stammten ganz nebenbei von Mercedes, da VW die Auto Union vom zwischenzeitlichen Eigner Daimler-Benz übernommen hatte. Bis 1972 wurde das Modell gebaut, dann wurde es vom ersten "echten" Audi 80 abgelöst.

So begann also Audis Siegeszug. Die Entwicklung, die diese Automarke innerhalb weniger Jahrzehnte genommen hat, beeindruckt. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sie zwischenzeitlich völlig in der Versenkung verschwunden war. Mit dem Audi 60 als Geburtsstunde ist die Marke ganz oben angekommen: bei BMW und Mercedes-Benz. Jedoch, wenn man mich fragt, macht Audi den kapitalen Fehler, den BMW schon in den 1990er Jahren beging: Die Autos verlieren durch die sich immer mehr ähnelnden Baureihen an Charakter. Zwar erkennt man einen Audi auf den ersten Blick, aber die einzelnen Modelle sind von vielen Menschen schon lange nicht mehr zu unterscheiden. Das ist irgendwie langweilig. Aber Konformität scheint schon lange das zu sein, was Autokäufer anmacht. Oder wann hast du zuletzt einen neuen Audi gesehen, der nicht schwarz, silber oder weiß war?

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4

Donnerstag, 22. November 2012

Licht in der Dunkelheit




Auf dem ehemaligen Flughafengelände in Berlin-Tempelhof sind derzeit zwei Lichtinstallationen des britischen Künstlers Robert Montgomery zu sehen. Echoes of Voices heißt die Ausstellung, die am 7. Juli vom Künstler eröffnet wurde und neben den beiden Installationen noch 20 weitere Plakate im gesamten Stadtgebiet umfasst. 

Zwei große Lichttafeln leuchten dem Vorbeieilenden in der Dunkelheit wie aus dem Nichts entgegen, rütteln ihn wach in diesen tristen Berliner Herbsttagen und lassen ihn stehen bleiben und kurz innehalten – trotz des Wetters und der Dunkelheit, die einen eigentlich nur zurück nach Hause ziehen. Mitten im Dunkeln, am vielbefahrenen und dennoch irgendwie abgelegenen Columbiadamm strahlen die beiden Tafeln wie Leuchtreklame. Der Vorbeieilende fühlt sich seltsam, aber nicht unangenehm berührt, und fragt sich: Reklame - wofür eigentlich?

Entgegen anderslautender Ankündigungen ist die temporäre Ausstellung noch immer zu sehen. Wer weiß wie lange noch. Alles ist vergänglich, lipstick traces...


Anne, Berlin-Korrespondentin 

Montag, 19. November 2012

Piraten rauben Slogans

Sollen schon ab heute Abend hängen (Foto: CS).
Zwei Monate vor der Landtagswahl in Niedersachsen will die Piratenpartei vielerorts aus den schlechten Schlagzeilen herauskommen. Zu oft hat es in den letzten Monaten geheißen: "Piraten erleiden Schiffbruch", oder sogar: "Piraten versenken sich selbst". Heute haben die niedersächsischen Piraten im Kulturzentrum Faust in Hannover ihr Programm für die Landtagswahl vorgestellt. Damit will sie wieder positive Akzente setzen. Am 20. Januar sollen schließlich mehr als nur die drei Prozent der Wähler die Piraten wählen, die sie in der letzten Umfrage genannt haben.

Piraten unter sich.
Aufmerksamkeit sollen die Wahlplakate erregen. Sie spielen - nicht sehr subtil - mit bekannten Werbekampagnen. In Anlehnung an einen bekannten Schokolade-Produzenten heißt es etwa: "Piraten. Die zarteste Versuchung seit es Parteien gibt". Der Möbelkonzern Ikea, der ebenfalls auf einem Plakat parodiert wird, hat bereits angekündigt, sich zu beschweren. Schon ab heute Abend wollen die Piraten plakatieren - früher als die anderen Parteien in Niedersachsen.

Interessant war heute auch die Begegnung der beiden Bundes-Piraten Bernd Schlömer und Johannes Ponader zu beobachten. Nach einem unterschwellig ausgetragenen Konflikt saßen beide als Gäste ihrer niedersächsischen Kollegen nebeneinander, sprachen aber kaum mit einander. Bezeichnend war, wie Schlömer den anderen nannte: "Mein Kollege Johannes". Nicht etwa: "mein Freund".

Christian Schepsmeier

Sonntag, 18. November 2012

Freitag, 16. November 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 10: Jubiläumsausgabe zum Thema Autodesign

10 Wochen ist sie nun schon alt, die kleine, bescheidene Rubrik "Das Auto zum Wochenende". Zu diesem Anlass erschien es mir sinnvoll, einmal in meinem Fundus zu graben und Bildmaterial zu zeigen, das ich in den letzten Wochen und Monaten zusammengetragen habe. Das Hauptaugenmerk soll dabei auf außergewöhnlichem Automobildesign liegen. Viel Spaß beim Stöbern!


Das passiert wohl, wenn Frau ihre Knutschkugel noch
ein klein wenig süßer und schnuckeliger machen will.

Wunderschönes Chromwerk an einem Alfa Romeo Giulia Spider

So sahen Kleinwagen Ende der 20er Jahre aus: BMW DIXI
Italienischer geht es nicht: Alfa-Schlange, Italien-Emblem, Mille Miglia-Aufkleber und Spaltmaße wie breite Schluchten.

Sidepipes an einer Cobra: Da sieht man schon, dass es laut wird!


Traumhafter Türgriff des Fiat Barchetta


Die Kiemen eines Alfa Romeo Montreal
Sowas gab es früher auch schon, da durfte man
allerdings noch selber suchen.


Anders sein um jeden Preis: Übertrieben verspielte
Rückleuchten am Lancia Ypsilon.



Beschränkt auf das Nötigste: Das Armaturenbrett eines Vorkriegsklassikers


Willkommene Abwechslung im Straßenbild: Army-Jeep.

Könnte schon 60 Jahre alt sein, ist er aber nicht: Morgan Plus 8 aus 2003.

Eine "Ratte", wie sie im Buche steht: VW Kübelwagen mit viiiieeeel Patina.

3 Räder mussten beim Morgan Threewheeler ausreichen.


Spoiler, wohin man schaut, dickes Rohr, Tribals, tiefer, härter, Opel-Teufel:
Und da soll man dann Angst bekommen, oder wie?

Ein Iso Grifo, eines der schönsten Autos, die ich in
 diesem Jahr bislang vor die Linse bekam.

Und das hier ist eines der irrsten: Ein Cord 810.

Schaltwippen, etliche Knöpfe am Lenkrad (incl. der Blinker!) und
ansonsten viel Unförmiges: Ferrari 458 Spider von innen

Das waren die Ami-Schlitten der 50er Jahre: Heckflossen-Monster!




Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent
Siehe auch: