Der Volvo 240 als herrlich kantige Alternative zum runden Auto-Einheitsbrei (Foto: NS) |
Nun haben sich einige dieser Vorurteile mittlerweile in Luft aufgelöst. So sind Franzosen heute nicht mehr so komfortabel wie einst, neue "echt" englische Autos gibt es nicht mehr, Koreaner sind nicht mehr so günstig und Italiener nicht mehr so unzuverlässig, die Amis bauen Hybride. Was sich aber seit Menschengedenken in die Gehirne eines jeden eingebrannt hat, stimmt noch immer: Schwedische Autos sind sicher. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Volvo 240-Reihe. In den 1970er Jahren eingeführt und bis in die 90er weitergebaut setzte der 240 - speziell in Nordamerika - die Standards, was aktive und passive Sicherheit anbetraf. Der Bremsweg eines solchen Modells ist heute noch kürzer als bei dem einen oder anderen Neuwagen aus 2013.
19 Jahre hielt sich der Volvo 240 wacker auf den Märkten. 1974 noch mit Rundscheinwerfern eingeführt, machte sich das als Limousine und Kombi lieferbare Mittelklassemodell im Verlaufe seiner Bauzeit viele Freunde. Naturgemäß die meisten in Schweden, wo er als Auto für jedermann galt. Im Rest der Welt hatte er es stets etwas schwerer, war der spleenige Kombinationskraftwagen aus Schwedenstahl für Individualisten. Seine Stärken sind derweil nicht zu übersehen: Er ist riesig (Kofferraumvolumen bis zu 2.150 Liter), komfortabel und freundlich.
Das letzte Adjektiv mag zunächst deplatziert wirken. Doch fällt mir beileibe kein Auto ein, das passiver oder weniger aggressiv wirkt als ein 240er. Nie hatte er sportliche Ambitionen, immer war er ein gemütliches Auto, fast träge. Schnelle Kurvenfahrten bestrafte er mit einer beachtlichen Mischung aus Wanken, Neigen und Schaukeln. Man sagt, schon ein paar Kinder auf den hinteren Plätzen oder ein großer Hund im Kofferraum verringerten diesen Effekt. Gut möglich, denn auch das passt zum klischeebehafteten Volvo-Kunden: Individualist, Öko, aber auch Familienmensch.
Wäre ich Handwerker, wäre DAS mein Auto! |
Interessiert man sich heute für einen gepflegten Volvo 240 Kombi, so muss man wohl oder übel mit hohen Laufleistungen leben können. Spezialisten sagen, ein solches Modell sei erst mit etwa 250.000 Kilometern richtig eingefahren, viele haben am Ende ihres Lebens mehr als eine halbe Million auf dem Buckel. Der 240 gilt als simpel und langlebig, die Ersatzteileversorgung ist auch heute noch kein Problem. Am teuersten sind neben den ganz frühen Limousinen die späten, ausgereiften Kombis aus den 90er Jahren. Teilweise bereits mit ABS und Airbag ausgerüstet, kostet ein tadelloses Exemplar gut und gern 8-10.000 Euro und damit in etwa so viel wie ein komplett ausgestatteter Dacia Sandero-Neuwagen. Aber der ist weder ernsthaft praktisch noch sicher. Und denkt mal an den Imagefaktor: In Kopenhagen oder Hamburg ist man nur mit einem alten Schweden wirklich cool.
Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent
Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 18: Cadillac Escalade
Das Auto zum Wochenende, Folge 17: Ford Focus RS
Das Auto zum Wochenende, Folge 16: Smart Roadster
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Das Auto zum Wochenende, Folge 14: Seat Exeo
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Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4
Wirklich ein guter, alter Kumpel unter den Automodellen.
AntwortenLöschenUnd eins der wenigen, die ihren Nachfolger überlebt haben. Dazu kommt noch, dass er dem 145er von 1968 bereits sehr ähnlich war. Hat sich also gut gehalten. Und zudem ein Kombi, der noch ein Kombi war...
Ja. Ein Meilenstein.
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