Innerhalb weniger Stunden war es soweit. Wir, zwei
Studentinnen, tauschten unser alltägliches Unileben in der überschaubaren
Kleinstadt Münster gegen das pulsierende Treiben in Lubumbashi. Die zweitgrößte
Stadt der demokratischen Republik Kongo liegt am südlichen Zipfel des Landes an
der Grenze zu Sambia. Obwohl sich die Großstadt in der gleichen Zeitzone wie
Deutschland befindet, hat das Leben hier seinen eigenen Rhythmus. Gelegen am
Rande der sich ausbreitenden Metropole, in der an jeder Ecke gebaut wird,
befindet sich ruhig und idyllisch gelegen Mutoto Village. Das Zentrum bietet
mit seinem Heim ein Zuhause für vernachlässigte Kinder und Jugendliche. Zudem
ermöglicht die sich auf dem Gelände befindende Schule einen Treffpunkt für alle
Altersklassen aus dem umliegenden Viertel. Kulturelle Erfahrungen zusammen mit
den Kindern begleiten unseren Alltag.
Der moderne Ansatz weg von der Entwicklungshilfe hin zu einem Austausch auf
Augenhöhe schafft eine angenehme Atmosphäre. Immer wieder entstehen tiefsinnige
Gespräche und Freundschaften entwickeln sich. Dies lässt die zurückgelegten
Kilometer, die Sprachbarrieren und den kulturellen Hintergrund oftmals
vergessen, sodass Witze und Spaß an der Tagesordnung stehen. Verwundert
erfahren wir, dass Händchenhalten unter Jungen etwas ganz Normales ist, man
manchmal unglaublich lange auf etwas warten muss und das das Tanzen uns beiden
nicht unbedingt im Blut zu liegen scheint.
Da gerade Sommerferien sind, wird vom Zentrum aus ein
Ferienprogramm für bis zu siebzig Kinder
aus dem umliegenden Viertel organisiert. Zu unseren festen Aufgaben
gehört das spielerische Beibringen von Englisch und auf Wunsch der Älteren im
Projekt auch der Deutschunterricht. Unser grüner Daumen wird beim Anlegen und
Pflegen von Gemüsebeeten auf die Probe gestellt.
Man könnte meinen, der oftmals nur abends vorhandene Strom,
die überfüllten Busse und die einfach ausgestatteten Häuser prägen unsere Wahrnehmung,
doch sind es andere Aspekte die uns in Erinnerung bleiben werden. Zielstrebige
Jugendliche, die für ihre Zukunft kämpfen und sich von Schicksalsschlägen und
leider offensichtlichen Ungerechtigkeiten nicht entmutigen lassen. Der
Gemeinschaftsgeist, das herzliche Miteinander, die offene und ehrliche
Lebensfreude und die künstlerische Vielfalt überraschen uns immer wieder.
Eine wirklich überwältigende Besonderheit im Mutoto Village
ist die Akrobatikgruppe Mutoto Chaud. Sobald die rhythmischen Klänge der
Trommeln ertönen, werden zahlreiche Zuschauer aus dem Quartier angezogen.
Waghalsige Menschenpyramiden, Flick Flacks und beeindruckende
Tanzchoreographien begleitet von mitreißenden Liedern auf Kisuaheli lassen uns
täglich die Zeit vergessen. Genau diese Momente sind es, die uns den Abschied
noch schwerer machen werden. Zum Glück können wir uns aber auf ein Wiedersehen
im Frühjahr 2013 freuen, wenn die Akrobatikgruppe Mutoto Chaud wieder einmal auf Deutschlandtournee sein
wird.
Hannah und Nora beim Ringelpiez mit Anfassen |
Hannah Schimpl und Nora Schmitz,
Kongo-Korrespondentinnen
Yes you can send me to the Congo, you have to believe
AntwortenLöschenYou can do it if you wanna, just do what you please