Samstag, 6. Oktober 2012

Kongofieber



Innerhalb weniger Stunden war es soweit. Wir, zwei Studentinnen, tauschten unser alltägliches Unileben in der überschaubaren Kleinstadt Münster gegen das pulsierende Treiben in Lubumbashi. Die zweitgrößte Stadt der demokratischen Republik Kongo liegt am südlichen Zipfel des Landes an der Grenze zu Sambia. Obwohl sich die Großstadt in der gleichen Zeitzone wie Deutschland befindet, hat das Leben hier seinen eigenen Rhythmus. Gelegen am Rande der sich ausbreitenden Metropole, in der an jeder Ecke gebaut wird, befindet sich ruhig und idyllisch gelegen Mutoto Village. Das Zentrum bietet mit seinem Heim ein Zuhause für vernachlässigte Kinder und Jugendliche. Zudem ermöglicht die sich auf dem Gelände befindende Schule einen Treffpunkt für alle Altersklassen aus dem umliegenden Viertel. Kulturelle Erfahrungen zusammen mit den Kindern   begleiten unseren Alltag. Der moderne Ansatz weg von der Entwicklungshilfe hin zu einem Austausch auf Augenhöhe schafft eine angenehme Atmosphäre. Immer wieder entstehen tiefsinnige Gespräche und Freundschaften entwickeln sich. Dies lässt die zurückgelegten Kilometer, die Sprachbarrieren und den kulturellen Hintergrund oftmals vergessen, sodass Witze und Spaß an der Tagesordnung stehen. Verwundert erfahren wir, dass Händchenhalten unter Jungen etwas ganz Normales ist, man manchmal unglaublich lange auf etwas warten muss und das das Tanzen uns beiden nicht unbedingt im Blut zu liegen scheint.


 Da gerade Sommerferien sind, wird vom Zentrum aus ein Ferienprogramm für bis zu siebzig Kinder  aus dem umliegenden Viertel organisiert. Zu unseren festen Aufgaben gehört das spielerische Beibringen von Englisch und auf Wunsch der Älteren im Projekt auch der Deutschunterricht. Unser grüner Daumen wird beim Anlegen und Pflegen von Gemüsebeeten auf die Probe gestellt.

Man könnte meinen, der oftmals nur abends vorhandene Strom, die überfüllten Busse und die einfach ausgestatteten Häuser prägen unsere Wahrnehmung, doch sind es andere Aspekte die uns in Erinnerung bleiben werden. Zielstrebige Jugendliche, die für ihre Zukunft kämpfen und sich von Schicksalsschlägen und leider offensichtlichen Ungerechtigkeiten nicht entmutigen lassen. Der Gemeinschaftsgeist, das herzliche Miteinander, die offene und ehrliche Lebensfreude und die künstlerische Vielfalt überraschen uns immer wieder.
Eine wirklich überwältigende Besonderheit im Mutoto Village ist die Akrobatikgruppe Mutoto Chaud. Sobald die rhythmischen Klänge der Trommeln ertönen, werden zahlreiche Zuschauer aus dem Quartier angezogen. Waghalsige Menschenpyramiden, Flick Flacks und beeindruckende Tanzchoreographien begleitet von mitreißenden Liedern auf Kisuaheli lassen uns täglich die Zeit vergessen. Genau diese Momente sind es, die uns den Abschied noch schwerer machen werden. Zum Glück können wir uns aber auf ein Wiedersehen im Frühjahr 2013 freuen, wenn die Akrobatikgruppe Mutoto Chaud  wieder einmal auf Deutschlandtournee sein wird.
Hannah und Nora beim Ringelpiez mit Anfassen

Hannah Schimpl und Nora Schmitz,
Kongo-Korrespondentinnen

1 Kommentar:

  1. Yes you can send me to the Congo, you have to believe
    You can do it if you wanna, just do what you please

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