Freitag, 19. Juli 2013

Das Auto zum Wochenende, Folge 29: NSU Ro80


Man sollte meinen, es gebe in der mittlerweile gut 125 Jahre alten Automobilgeschichte unzählige Meilensteine. Hunderte und Aberhunderte von wegweisenden Modellen, die die Welt veränderten. Betrachtet man die Historie jedoch genauer, so wird deutlich, dass es tatsächlich deutlich weniger sind als angenommen. Zwei verschiedene Typen sind hier zu unterscheiden: jene Modelle, die durch eine neue Karosserieform oder technische Innovationen zu Trendsettern wurden und solche, die ihrer Zeit voraus waren und eben wegen ihres Fortschritts beim Publikum floppten.


Gleich zwei Ro80 auf einer Oldtimermesse (alle Fotos: NS)
Zu letzteren gehört definitiv der NSU Ro80. Ähnlich wie die Citroen Déesse (übrigens vor einiger Zeit bereits das Auto zum Wochenende) kam er für die eher konservative Mittelklasse-Kundschaft um Jahre -wenn nicht Jahrzehnte - zu früh auf den Markt. NSU - übrigens entgegen anderslautender Behauptungen „nur“ ein Kürzel für den Herkunftsort Neckarsulm – hatte sich bereits früh einen Namen im Fahrrad- und Motorradgeschäft gemacht, als man sich in den 50er und 60er Jahren mehr auf den Automobilbau konzentrierte. Zwar entstand schon 1905 der erste NSU-PKW, ernsthafte Verkaufserfolge gab es aber erst mit dem Kleinwagen Prinz.

Die Marke wollte aufsteigen und so entwickelte man 1967 eine Limousine mit gleich zwei Alleinstellungsmerkmalen. Das erste ist der Wankelmotor (was ist das?), der sich zunächst als äußerst unzuverlässig erwies. Zwar zeigte sich NSU hier kulant und schmiss geradezu mit Ersatzmotoren um sich – insbesondere der hohe Verbrauch stellte aber stets einen bitteren Beigeschmack dar. Im Laufe seiner Bauzeit stellten sich die Probleme allerdings als weniger schlimm heraus, als es am Anfang schien.


Coole Technik, coole Farbe, cooles Auto!
Das zweite Charakteristikum ist zweifelsohne das Design. Ich bin sicher, dass viele Betrachter des Ro80 – vorausgesetzt, sie kennen seine Herkunft nicht – davon ausgehen, er sei ein Kind der späten 80er oder frühen 90er Jahre.  Zustande gekommen war das Styling dadurch, dass man hohen Wert auf gute Luftschlüpfrigkeit legte und den Wagen während der Entwicklung ausgiebig im Windkanal testete. Das war für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich und so endstand eben ein Meisterwerk der Aeroydnamik mit einem geringen cW-Wert.

Der erste NSU mit Rotationskolbenmotor: Wankel Spyder
Es ist kein Wunder, dass NSU insgesamt längst keine 40.000 Exemplare des Ro80 absetzen konnte. Anders auszusehen bedeutet leider meist auch, nicht den Massengeschmack zu treffen. Und an Wankelmotoren in Serienfahrzeugen hat sich außer Mazda danach auch niemand mehr herangetraut. So gibt es einige Gründe den Ro80 zu mögen. Dazu gehört übrigens auch, dass er der letzte eigenständige NSU war, bevor die Marke in die Auto Union AG (und damit wenige Zeit später Audi) eingegliedert wurde.  
Und: während man Ende der 60er Jahre mit diesem Auto noch auffiel wie der berüchtigte bunte Hund, sieht ihm heute kaum einer sein Alter an...
 
Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:


2 Kommentare:

  1. Respekt Alter. Du müsstest nur einen zweiten Nachnamen mit U haben, dann wärest Du Automobil Mäzen.

    AntwortenLöschen
  2. Respekt Alter. Du müsstest nur einen zweiten Nachnamen mit U haben, dann wärest Du Automobil Mäzen.

    AntwortenLöschen